29.05.2012 | von Doreen Fiedler

Protest aus der Hütte

Mieter am Kottbusser Tor klagen über teure Wohnungen. Jetzt wohnen sie im Wechsel in einer Bretterbude.

Zwischen den Miethausblöcken am Kottbusser Tor steht eine neue Holzhütte. „Das ist ein Gecekondu“, der türkische Begriff bedeute „nachts hingebaut“, erklärt Anwohner Serhat Karakayali. „Und nach altem osmanischen Recht gilt: Ein Haus, das über Nacht errichtet wird, darf stehen bleiben.“

Anwohner haben das Häuschen errichtet. Seit vergangenem Sonnabend wohnen sie schichtweise in dem Holzverschlag, um gegen die hohen Mieten in ihren Wohnungen zu protestieren.

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„Das ist für die Bewohner eine oft existenzbedrohende Situation. Wir haben hier viele Rentner und Migranten“, sagt Alexander K. Das Problem liegt laut der Initiative in der fehlenden Mietdeckelung. Während im Norden des Kottbusser Tores der Quadratmeter Kaltmiete 5 Euro koste, seien es bei ihnen schon 6 Euro. Das verdränge sozial Schwache, die seit Jahrzehnten hier leben. Anwohnerin Fatma Z. schildert, dass die Mieten im sozialen Wohnungsbau selbst den Sozialbehörden zu hoch seien. Das Jobcenter fordere, die „Kosten der Unterkunft“ zu senken: Nehmt euch einen Untermieter, zahlt den Rest drauf oder zieht an den Stadtrand.

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Artikel im Tagesspiegel vom 29.05.2012