01.03.2011 | Daniela Englert

900 Euro mehr Miete

Aufregung in zwei Kreuzberger Hausanlagen: Investoren hebeln bei Erhöhung den Mietspiegel aus

Wohnungsbesichtigung in der Oranienstraße 103 in Kreuzberg: Eigentumswohnungen in ruhiger und grüner Citylage, 3-Zimmer mit 2 Balkonen, gut 82 Quadratmeter für 155 000 Euro. Der fünfgeschossige Bau aus rotem Backstein zieht sich in mehreren Blocks die Straße entlang bis zur Lindenstraße. Im Innenhof gibt es Grünflächen und Spielplätze. Im Rahmen der Internationalen Bauausstellung 1988 wurde die Anlage errichtet. Die Grundrisse sind sehr unterschiedlich, mit großen Balkonen zum Innenhof und viel Licht. In der frisch renovierten Musterwohnung tummeln sich die Interessenten, Paare mittleren Alters, Einzelpersonen, ein älteres Ehepaar mit den erwachsenen Kindern.

Rund die Hälfte der rund 170 Wohnungen in der Anlage seien schon verkauft, sagt der Verkäufer. Nur etwa 30 Prozent der Wohnungen seien noch vermietet. Aber nicht mehr lange, wie der Berater ankündigt: „Die Mieter kriegen jetzt alle eine Mieterhöhung mit der Kostenmiete von 13,80 Euro.“ Die Obergrenzen des Mietspiegels gelten hier nicht, macht der Vertreter deutlich. Er macht auch keinen Hehl daraus, dass die Kostenmiete gezielt genutzt wird, um die Wohnungen zu entmieten. Aus Sicht der Kaufinteressenten macht das ja auch Sinn. Für Nachschub an leeren Wohnungen ist also gesorgt. „Ich suche eine Wohnung zum 1. Juli“, sagt ein Mann um die 40. Kein Problem, sagt der Berater und schaut in seine Mappe nach Grundrissen, die infrage kommen.

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900 Euro mehr Miete
Vollständiger Artikel im Tagesspiegel vom 01.03.2011