28.02.2011 | MBÖ/GL

Miet-Abzocke: Der Wucher hat Methode

Anwohner wollen vor Gericht kämpfen

Kreuzberg – „Wir gehen auf die Barrikaden, werden kämpfen“. Kristin Schnell ballt die Faust. „Zur Not bis zu letzten Instanz.“ Die 42-Jährige will wie so viele Nachbarn in der Kochstraße 16-25 nicht aus ihrer Wohnung ausziehen, nur weil ein cleverer Geschäftsmann hier, im Herzen Berlins, das ganz große Immobiliengeschäft wittert.

Mit perfiden Methoden. Während Schnell und andere deutsche Mieter nur geringe Erhöhungen kassierten, sollen Mieter mit ausländischen Namen regelrecht rausgemobbt werden. Wie Adnan Omairat. Der gebürtige Libanese soll eben jene 900 Euro mehr im Monat zahlen. Völlig unmöglich für den Familienvater.

Wie ihm geht es vielen Anwohnern mit Migrationshintergrund. Reiner Wild, Geschäftsführer des Berliner Mietervereins: „Es ist offenkundig, dass Vermieter versuchen, Migrantenhaushalte aus Objekten heraus zu bekommen, in denen man eine andere Klientel haben möchte.“

Ein Skandal. Der hausgemacht scheint. „Wir stellen mit Entsetzen fest, dass der Berliner Senat der Mieterhöhungswelle und der Mietervertreibung im Sozialen Wohnungsbau tatenlos zusieht, obwohl er durch die Föderalismusreform die Mietenfestsetzung im Sozialen Wohnungsbau gestalten kann“, so Wild.

Noch drastischer formuliert es Sebastian Jung vom Bündnis „Sozialmieter.de“: „Der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit ist also persönlich mit dafür verantwortlich, dass die vielen Mieter in der Kochstraße oder anderswo auf der Straße landen.“

Doch es gibt Hoffnung. Denn es ist bislang unklar, zu welchem Preis die Wohnanlage in der Kochstraße vom Insolvenzverwalter verkauft wurde. Liegt dieser nämlich unter dem Baupreis des 1991 erbauten Hauses, könnte die jetzige Erhöhung unrechtmäßig sein.

Übrigens: Trotz mehrmaliger Nachfrage an drei Tagen waren weder die „Claus“-Hausverwaltung noch der zuständige Insolvenzverwalter Dr. Christoph Schulte-Kaubrügger für den KURIER zu erreichen.

Miet- Abzocke: Der Wucher hat Methode
Artikel im Berliner Kurier vom 28.02.2011