11.05.2010 | den

Mieteraktivist nahm sich das Leben

Dieter Bernhard engagierte sich gegen drastische Mieterhöhungen. Er nahm sich das Leben. Im Abschiedsbrief sprach er von „sozialer Kälte“.

Sein „Zuhause“ habe er in Gefahr gesehen, darum habe sich Dieter Bernhardt das Leben genommen. So beschreiben es seine Freunde. Bernhardt war zudem schwer krank. Das hinderte ihn aber nicht daran, sich bis kurz vor seinem Tod beim Bündnis sozialmieter.de zu engagieren. Vehement trat er gegen die teils drastischen Mieterhöhungen im sozialen Wohnungsbau ein. In einem Abschiedsbrief sprach er von „sozialer Kälte“ der Politiker und auch mancher Nachbarn, die sich nicht gleichermaßen engagieren wollten wie er. „Er fühlte sich alleingelassen“, sagt Horst Schröder, der gut mit ihm befreundet war.

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Die „Angst, irgendwann auf der Straße zu stehen“, habe immer über ihm geschwebt, sagt eine langjährige Freundin, Jutta Rudolph. Eine bezahlbare Wohnung in der Gegend um die Akazienstraße sei schwer zu finden, sagt die 64-Jährige. Bernhardts soziales Umfeld waren das Viertel – und seine Freunde. Angehörige fehlten. Die Rente aufgrund von Berufsunfähigkeit hätte zur Zahlung von weiteren Mieterhöhungen nicht ausgereicht.

Vor dem Verfassungsgericht wollte das Mieterbündnis klagen. Ende April organisierte Bernhardt zusammen mit Mietern aus dem Fanny-Hensel-Kiez eine Demo in seiner Straße, um auf den Missstand aufmerksam zu machen. Aber aller Protest sei wirkungslos geblieben. „Die Politik und auch Wowereit müssen endlich etwas für die Mieter tun“, fordert Rudolph.

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Mieteraktivist nahm sich das Leben
Vollständiger Artikel im Tagesspiegel vom 11. Mai 2010