03.03.2011 | Von: Sarah Kohlhauer

Diskriminiertes Wohnen
Miete mit Migrationshintergrund

Hausverwaltung in Mitte nimmt nach Mieterhöhungen zu Rassismus-Vorwurf Stellung. Mieter bitten Wowereit um Hilfe.

Rassistische Mieterhöhungen? Die Claus-Hausverwaltung wehrt sich gegen den Vorwurf, Mieter mit Migrationshintergrund mit überzogenen Mieterhöhung aus ihren Wohnungen in Kreuzberg vertreiben zu wollen. Die Mieter allerdings bleiben bei ihrer Darstellung, dass Deutsche bevorzugt behandelt werden.

Anfang der Woche war bekannt geworden, dass die Hausverwaltung allen Mietern der Kochstraße 16-25 mit Verweis auf den Auslauf der Anschlussförderung die Miete erhöht. Allerdings sollen drei Mieter mit ausländisch klingenden Nachnamen bis zu 125 Prozent mehr zahlen, alle mit typsisch deutschem Namen dagegen nur bis zu drei Prozent. Den Vorwurf des Rassismus weist die Claus-Hausverwaltung dennoch von sich. Die ungleiche Mieterhöhung begründet sie mit „besonderen Positivmerkmalen“, die „somit einen hohen Marktpreis“ in den betroffenen Wohnungen rechtfertigten. Zwei der Wohnungen hätten einen eigenen Garten und gruppierten sich um eine Leerwohnung, so dass sich Wohnungszusammenlegungen anböten.
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Als „Quatsch“ bezeichnet die Mieterin Kristin Schnell diese Erklärung der Hausverwaltung. Auch sie hat einen eigenen Garten, ihre Miete wurde aber nur um 20 Euro erhöht. Von einer Erhöhungen um fast 125 Prozent ist zudem Familie Omarait betroffen, die in einer 5-Zimmer-Wohnung ohne Garten wohnt.

Eine „reine Schutzbehauptung, die den Vorwurf mitnichten aus der Welt schafft“, nennt auch Sebastian Jung vom Berliner Bündnis Sozialmieter.de, das die Mieter bei ihrem Protest unterstützt, die Rechtfertigung. Außerdem bezweifelt er die Zulässigkeit der extremen Mieterhöhung. Der Wirtschaftlichkeitsberechnung, auf die sich die Claus-Hausverwaltung bei ihrer Erhöhung stütze, liege eine Hypothek zugrunde, die gerade gelöscht werde, so Jung. Auch Eva Maria Andrades vom Antidiskriminierungsnetzwerk bestätigt, dass weiterhin Indizien für Diskriminierung vorliegen.

Den MieterInnen in der Kochstraße läuft indes die Zeit weg: Bis gestern mussten sie sich entscheiden, ob sie die Mieterhöhung akzeptieren oder kündigen. Mit einer Petition haben sie sich daher hilfesuchend an den Regierenden Bürgermeister gewandt.

Diskriminiertes Wohnen
Miete mit Migrationshintergrund

Artikel in der taz vom 04.03.2011