28.03.2011 | Gaby Gottwald

Der Ferrari steht schon in der Tiefgarage

Wie Sozialwohnungen zu Renditeobjekten und Mieter vertrieben werden

»Die Wohnungen gehen weg wie warme Semmeln. Sie müssen sich beeilen, wenn Sie kaufen wollen.« Der Makler versteht sein Geschäft. Die Wohnungsbesichtigung in der Oranienstraße 101, einem der Eingänge zu den Feilner Höfen in Kreuzberg, beginnt mit einer Begehung der »grünen Oase mitten in Berlin«, so der Werbeslogan der Immobilienfirma Ordrupdal. In allerbester Lage, schräg gegenüber vom Springer-Hochhaus, verkauft die Immobilienfirma, die seit Jahren in Schweden und Dänemark tätig ist, 170 Sozialwohnungen an solvente Interessenten. Der Grund: Nachdem 2003 vom Senat die Anschlussförderung für den sozialen Wohnungsbau nicht mehr genehmigt wurde, rentieren sich die ehemals kostspielig gebauten Objekte nicht mehr. Sie purzeln reihenweise in die Insolvenz und werden verscherbelt. Nach Auslaufen der ersten Förderperiode und Wegfall der Anschlussförderung gilt eine gesetzliche Sonderregelung, die den Mieterschutz aufhebt. Die Sozialmieter müssen dann die sogenannte Kostenmiete zahlen, die auf Grundlage der Bau- und Zinskosten erhoben wird. Der Senat hat für all diese Sozialwohnungen die Belegungsbindung bis Ende 2011 aufgehoben. Bis dahin können sie frei vermietet oder verkauft werden.

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Der Ferrari steht schon in der Tiefgarage
Artikel in Neues Deutschland vom 28.03.2011