07.03.2011 | Von: MOW

Miethai-Opfer: Wir lassen uns hier nicht vertreiben!

Alle Bewohner verzichten auf Sonder-Kündigung

Sie wollen gegen dreiste Miet-Erhöhungen kämpfen – und hoffen auf Hilfe vom Senat

Kreuzberg – Sie lassen sich nicht verjagen! Die Miethai-Opfer der Kochstraße wehren sich gegen dreiste Miet-Erhöhungen. Sie gehen per Anwalt dagegen vor, hoffen aber auch auf Klaus Wowereit (SPD). Ihm hatten sie einen Wut-Brief ins Rote Rathaus gebracht. Alle Mieter schlugen ihr Sonderkündigungsrecht zum 3. März aus. Es wäre ein Weg gewesen, der Hammer-Erhöhung zu entgehen. Doch um den Preis, in zwei Monaten wegziehen zu müssen.

„Wir bleiben hier!“, sagt Amira Omairat (39). Sie, ihr Mann Adnan (43) und die elf Kinder hoffen auf den Regierenden: „Wowereit muss unsere Petition ernst nehmen. Kann er kein Machtwort sprechen?“ Der neue Eigentümer des Hauses will 1961 Euro für die Fünf-Raum-Wohnung: 898 Euro mehr (KURIER berichtete).

„Mein Anwalt hat einen Brief an die Claus Hausverwaltung geschickt“, sagt Riyadh M. (46), gebürtiger Iraker. Seine Familie soll rund 789 Euro mehr berappen als vorher. Trotzdem haben sie das Sonderkündigungsrecht nicht genutzt: „Es ist schwer, in zwei Monaten eine gute Wohnung zu finden.“

Ein Umzug wird auch gar nicht nötig sein, wenn der Plan des Bündnisses Sozialmieter.de aufgeht: „Wir prüfen mit den Mietern eine Klage aufgrund des Anti-Diskriminierungs-Gesetzes“, sagt Sebastian Jung (36). Die Claus Hausverwaltung hatte nur einigen Bewohnern mit ausländischen Wurzeln eine Mega-Erhöhung geschickt. Dort heißt es, die Preissteigerung sei rein wirtschaftlich begründet. Offenbar sollen Luxus-Wohnungen entstehen.

Atta Kader (58) spricht für alle Mieter, wenn er auf eine baldige Antwort des Regierenden hofft. Dessen Sprecher Richard Meng (56) sagt: „Das Schreiben ist eingegangen und wird geprüft. Zunächst bei der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, dann schauen wir darauf.“

Das Bündnis Sozialmieter.de plant jetzt auch eine Petition ans Abgeordnetenhaus.

 

Miethai-Opfer: Wir lassen uns hier nicht vertreiben!
Artikel im Berliner Kurier vom 08.03.2011