09.02.2011 | Berliner Woche Ausgabe Kreuzberg | Von: tf

Genehmigt der Senat höhere Mieten als erlaubt?

Vorwurf: Steigerungen im Fanny-Hensel-Kiez rechtswidrig

In den Häusern im Fanny-Hensel-Kiez sind die Mieten seit vergangenem Jahr massiv angestiegen. Grund dafür ist nicht nur dort der Wegfall der Anschlussförderung für den sozialen Wohnungsbau.

Dass die exorbitanten Erhöhungen rechtmäßig sind, wurde von Anfang an vor allem vom dortigen Mietersprecher Sebastian Jung bezweifelt. In seiner Einschätzung fühlt sich Jung jetzt bestätigt. Und das ausgerechnet durch ein Eingeständnis des Berliner Senats.

In der Antwort auf eine Anfrage des CDU-Abgeordneten Matthias Brauner räumte Stadtentwicklungs-Staatssekretärin Hella Dunger-Löper (SPD) nämlich ein, dass höhere, als eigentlich vorgeschriebene Kapitalrenditen „sich auf Ausnahmen beschränken“. Was hinter dieser etwas kryptischen Antwort steht, wird erst mit der entsprechenden Frage des Parlamentariers deutlich. Brauner wollte wissen, wie es der Senat bewertet, dass zum Beispiel im Fanny-Hensel-Kiez Investoren die Gebäude nur mit einer Summe von 30 Prozent des ursprünglichen Preises erworben haben. Die Miete wird aber auf der Basis der ehemaligen Kapitalkosten berechnet. Auf diese Weise erzielen Eigentümer eine Rendite von rund 50 Prozent für die Objekte. Laut Gesetz ist aber bei Sozialwohnungen nur eine Rendite von 6,5 Prozent erlaubt.

„Damit verstößt Berlin gegen geltendes Recht“, schimpft der Mietersprecher. „Und das nicht nur zu Lasten der betroffenen Bewohner, sondern auch der Steuerzahler.“ Jung glaubt auch nicht, dass es sich dabei, wie von der Staatssekretärin betont, nur um Ausnahmen handelt.

Nicht wirksam wird im Fanny-Hensel-Kiez anscheinend auch die Ende vergangenen Jahres vom Bezirk beschlossene Verordnung, nach der die Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen künftig erschwert werden soll. „Da hier auf Grund der gesamtstädtischen Bedeutung die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung eine Freistellung ausgesprochen hat, bleibt für bezirkliche Entscheidungen kein
Handlungsspielraum“, heißt es in einem Schreiben des Wohnungsamtes Friedrichshain-Kreuzberg an Sebastian Jung.

Genehmigt der Senat höhere Mieten als erlaubt?
Artikel in der Berliner Woche vom 09.02.2011