01.02.2011 | Von: MOW

Vermieter-Gier 50% Profit im sozialen Wohnungsbau

Berlin – Der soziale Wohnungs-Bau soll ärmere Menschen vor Vermieter-Gier beschützen. Eigentlich. Aber in Berlin klafft zwischen Anspruch und Wirklichkeit eine große Lücke. Der Senat gab jetzt zu, dass manche Investoren 50 Prozent Rendite kassieren. Erlaubt wären 6,5!

Es war eine Anfrage des CDU-Abgeordneten Matthias Brauner (36), die den Senat aufs Glatteis führte. Er wollte wissen: Wie ist es möglich, dass Investoren sich Sozialwohn-Anlagen billig unter den Nagel reißen – und 50 Prozent Rendite kassieren? Staatssekretärin Hella Dunger-Löper (SPD) antwortete, dass die „genannten Kapitalrenditen sich auf Ausnahmen beschränken“ dürften. Dazu Sebastian Jung vom Bündnis Sozialmieter.de: „Der Senat gibt erstmals zu, dass Investoren das 7-fache des erlaubten Gewinns erzielen!“

Der Trick der Gier-Vermieter: Sie dürfen laut Wohnungsbindungs-Gesetz nur so viel Miete verlangen, wie zur Deckung ihrer Kosten nötig ist. Jetzt legen sie aber nicht den Ramsch-Preis zugrunde, zu dem sie ihren Sozial-Bau gekauft haben. Sondern sie rechnen mit den ursprünglichen Kapital-Kosten, die mitunter um 70 Prozent höher liegen.

Laut Miet-Aktivist Jung sind etwa 110 Wohnungen im Kreuzberger Fanny-Hensel-Kiez betroffen. Von deren Besitzer, der „Industria GmbH“, war gestern keine Stellungnahme zu bekommen. Für Mathias Gille von der Senatsbauverwaltung ist der Fanny-Hensel-Kiez ein Einzelfall. Der Senat habe bereits ein Gesetz in Arbeit, das das Miet-Niveau erhalten und soziale Härten vermeiden soll: „Untätigkeit und Abzocke müssen wir uns nicht vorwerfen lassen!“

Vermieter-Gier
Artikel im Berliner Kurier vom 01.02.2011