27.02.2011 | Von: MOW

Miese Masche
Berlins böseste Mieterabzocke

Bewohner sollen plötzlich 900 Euro mehr zahlen – oder ganz schnell ausziehen

Kreuzberg – Es ist eine Mieter-Abzocke ohne Vergleich! Bewohnern eines Hauses in der Kochstraße flatterte jetzt eine gigantische Mieterhöhung ins Haus: um bis zu 900 Euro! Die Betroffenen leben aber nicht etwa in Luxus-Lofts, sondern im sozialen Wohnungsbau. Verzweifelt zeigt Adnan Omairat (43), Vater von elf Kindern, den Schock-Brief: Statt 1063 soll er 1961 Euro Miete für die Fünf-Raum-Wohnung zahlen.

Omairat brütet ratlos über seinen Papieren. Will er der Mieterhöhung entgehen, muss er bis 3. März kündigen. „Aber wie soll ich so schnell eine neue Wohnung finden?“, fragt der gebürtige Libanese. Seine Kinder (1 bis 20) besuchen Kitas und Schulen im Kiez: „Da kann meine Familie nicht wegziehen!“ Bleibt Omairat aber, bekommt der Arbeitslose keine Hilfe vom Jobcenter. Es schrieb, mehr als 1105 Euro seien nicht drin. Fehlen 856 Euro …

Entnervt wirkt auch Riyadh M. (46), als er die Wohnungstür öffnet. Der Gastronomie-Mitarbeiter sagt: „Ich schlafe seit einer Woche kaum noch.“ Er will sich per Anwalt gegen die Erhöhung von 906 auf 1696 Euro wehren. Geschockt ist M. nicht nur von der Summe. Er sagt: „Wie kann man eine Erhöhung zum 1. März erst am 11. Februar versenden?“

Die Umstände sind aber noch pikanter: Bisher zahlten Riyadh M. und seine deutschstämmige Nachbarin Kristin S. (42) für ihre je rund 99 Quadratmeter großen Wohnungen knapp 910 Euro. Doch wo Riyadh M. etwa 789 Euro mehr berappen soll, sind es bei ihr nur 20 Euro. Ähnlich ergeht es Atta Kader (58), der für 49 Quadratmeter 76 Euro mehr blechen soll. Er sagt: „Beim Nachbarn ohne Migrationshintergrund sind es bloß 10 Euro!“

Absender der Erhöhungen ist die Hausverwaltung, die im Namen eines Insolvenzverwalters schreibt.

Miese Masche
Berlins böseste Mieterabzocke
Artikel im Berliner Kurier vom 26.02.2011